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Gedanken der abstrakten Malerei

Die aus der Eigenart der Kunst resultierende Schwierigkeit, den Gehalt eines Kunstwerkes zu erkennen und dieses zu verstehen, verlangt vom Betrachter das Bemühen, ein Kunstwerk künstlerisch zu erobern.

Allzu leicht steht man kopfschüttelnd vor einem Bild unserer Zeit, ohne zu hinterfragen, wie es zur Entwicklung dieser Ausdrucksform gekommen ist.

Bereits im Impressionismus Anfang des 20 Jahrhunderts finden sich Ansätze, wo die Farbe sich bereits zu verselbständigen sucht.

 

Konkrete Malerei – die Linien, Farben, Formen treten an die Stelle eines figurativen Gegenstandes.

Abstrakte Malerei – die Art der Darstellung, die jeden Bezug zur sichtbaren Wirklichkeit aufgibt. Es sind nun die Mittel Malerei, Farbe, Linie und Form und Komposition, welche ein abstrakten Bild entstehen lassen.

 

Man könnte ein Bild der konkreten Malerei als eine

Darstellung eines Zustandes schildern,

hingegen ist ein abstraktes Bild die

Empfindung eines Zustandes.

 

So weiß ein jeder Mensch wie ein Baum aussieht,- wie er aber nicht aussieht, wie ich es als Maler empfinde, diesen Baum zu malen – das muss erst aus dem fertigen Bild erforscht werden.

Die Erinnerung an Gegenständliches auszulöschen und dabei von neuen Standpunkten das Bild zu erfassen hat bis heute viele Arten der abstrakten Malerei hervorgebracht.

 

Zweifellos war Wassily Kandinsky einer der Begründer dieser Kunstgattung. Mit seinem „ersten abstrakten Aquarell“ (1913) prägte er eine sich abzeichnende Entwicklung in der Malerei (abstrahere = lateinisch bedeutet: abziehen, entfernen)

Farbe und Form existieren also nur mehr autonom, indem das Gegenständliche entfernt wurde. Diese Gegenständlichkeit würde nur die Wahrnehmung trüben.

 

Warum aber diese ständige Entwicklung der Kunst. Es wäre doch so einfach, ein liebreizendes Bild zu machen, es für hübsch zu finden, an die Wand damit und jeder ist zufrieden. – Aber da gibt es diesen Kandinsky, Picasso, Klee, Rainer, Nitsch und wie sie alle heißen mögen mit ihren verdrehten, übermalten oder geschütteten Bildern. – Nun, gab es nicht auch einen Michelangelo, der anstößig war, einen Van Gogh der revolutionär war. Wir wären immer noch bei der Höhlenmalerei.

 

Sprechen wir doch über die kulturelle Entwicklung der Menschheit:

 

Was passiert in der Musik:

Vom Röhrenknochen und von der Holztrommel bis zu Computerklänge – von König David zu Alfred Peschek.

 

Was passiert im kulinarischen:

Vom rohen Wild zum feinsten Menü – vom Wurm zum Ketchup.

 

Was passiert in der Mode:

Von Tierhäutern zu Modezaren - vom Fell zum Bikini.

 

Was passiert im Sport:

Vom Griechischen Sechskampf zu superolympischen Spielen – vom Speerwurf zum Heliskiing.

 

Wir werden uns immer neuen Herausforderungen stellen müssen, das Wesen der Menschheit besteht nun einmal aus der Neugier und dem Drang, Neues zu entwickeln. Unsere so gewachsene Kultur, an der jeder der hier Anwesenden in irgendeiner Weise beteiligt ist und sich daran erfreut, konnte und kann also nur durch ständige Vordenker am Leben erhalten bleiben.

Auch wenn unser Verhältnis zur gegenwärtigen Kunst manchmal ambivalent erscheint, seien wir doch so ehrlich und gestehen dieser Ausdrucksform die Existenz zu. Sie wird uns schneller einholen als wir glauben möchten.

Vor 40Jahren wären wir für verrückt erklärt worden, hätten wir behauptet, am Gummiseil 100m in die Tiefe zuspringen sei lustig. Daher wollen wir Kunstschaffende nicht für verrückt halten, welche sich nicht Gegenständlich ausdrücken, sondern die sinnliche Wahrnehmung für ihre Arbeit gebrauchen.

 

Es täte uns allen des Öfteren gut, sich anstatt mit trendigen, zweifelhaften spirituellen Methoden zu befassen, sich einmal vor ein abstraktes Bild zu stellen.

 

Hierzu ein kleiner Wegweiser, in ein neues Bild einzutauchen:

Versuchen Sie alle Vorurteile wegzulassen.

Suchen Sie einen Punkt der Sie als erster anspricht.

Suchen Sie Teile im Bild, welche mit diesem Punkt kommunizieren.

Wo im Bild ist das Hauptgeschehen?

Wo ist der Ruhepol, das Gegenstück zum Hauptgeschehen?

Schließlich fügen Sie das Bild als Ihre eigene Geschichte oder Komposition zusammen.

Hat das Bild einen Titel, so wird es nun ein Leichtes sein, es zu erkennen.

Gibt es keinen Titel, so liegt es an Ihnen, das Gesehene durch Ihre Emotion zu einer Aussage zu bringen.

 

 

Wenn das nicht gelingen will, dann lassen Sie

es doch ganz einfach auf sich wirken. – Man kann ja auch eine Blumenwiese bewundern, ohne auch nur eine einzige Blume namentlich zu kennen.

 

Sie werden sehen, so ein Kunstwerk kann genauso spannend und interessant sein wie der Feldhase von Albrecht Dürer.

Sie haben hier und heute genügend Möglichkeiten, das soeben Gehörte umzusetzen. Gehen Sie wirklich Vorurteilslos und sogar Vorstellungslos zum Bild und nehmen so das Gesehene auf.

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